Masterclass

Thüringer Klöße nach Omas Familienrezept

Es gibt eine neue Masterclass… Thüringer Klöße nach Familienrezept. Schon als Kinder mochten wir Klöße und der Maßstab, wie kann es anders sein, sind die von Oma (mütterlichseits). Früher wurden sie jeden Sonntag gekocht. Gelernt hat man es nur in der Familie, wie es geht. Jahre hat es mich gekostet, die Klöße auch nur annähernd so hin zu bekommen, wie es meine Oma macht.
Gelernt habe ich es, als ich schon ausgezogen war und vor allem 400 km weiter weg gewohnt habe. Erst dann vermisst man so alte Familienrezepte erst richtig. Dabei war jedes mal, wenn ich es aufs Neue probiert habe, mehr oder weniger eine Telefonstandleitung zu Oma und Mama von Nöten. Denn ein wirkliches Rezept gab es nicht. Da heißt es nur…“Naja, Du nimmst so mittelgroße Kartoffeln“…“Die gekochten Kartoffeln müssen einen dünnen Kartoffelbrei ergeben, etwas dicker als Kartoffelsuppe“…“Der Teig ist gut, wenn er zu schnalzen anfängt“… usw. Nach jahrelanger Übung habe ich immer hin schon das Kompliment meines Vaters bekommen, dass die Klöße wie bei seiner Mutter sind. Liegt wohl daran, dass ich ihre Kartoffelreibe geerbt habe als sie gestorben ist. 🙂
Mittlerweile kann ich es auch in einem Rezept festhalten und das kommt nun hier.

Schon mal vorweg, ganz einfach ist es nicht und man braucht auch ein bisschen Equipment. Aber so lecker sind sie dann doch nur selbstgemacht. Und an alle Nicht-Thüringer: Ich habe in meiner Wahlheimat, dem Schwabenländle, gelernt Spätzle zu mit Brett und Messer zu schaben also bewahrt ein bisschen altes deutsches Kochgut und lernt Thüringer Klöße zu machen. Bei Fragen könnt ihr mich jederzeit anschreiben.

Rezept

Zutaten für 4 Personen

  • 2 kg mehlig-kochende Kartoffeln
  • 1 helles Brötchen
  • Schwefelschnitten (Gelinggarantie für helle Klöße!)
  • Butter
  • Salz

Zubereitung

Das Brötchen in Würfel mit circa 1 cm Kantenlänge schneiden. 2 EL Butter in einer Pfanne zerlassen, dann die Brötchenwürfel hineingeben und auf kleiner Hitze gelb-gold rösten.

Die Kartoffeln müssen circa in 2 Drittel zu 1 Drittel aufgeteilt werden. Danach nimmt man noch eine Kartoffeln von den 2 Drittel und gibt sie zu dem einen Drittel dazu. Die kleinere Menge Kartoffeln (1/3) werden geschält, in kleine Stücke geschnitten, mit Wasser bis sie bedeckt sind aufgegossen und dann gekocht. Wenn sie schön weich sind, werden die Kartoffeln abgegossen und dabei das Wasser aufgefangen. Die Kartoffelstücke werden nun durch eine Kartoffelpresse gedrückt und mit dem vorher aufgefangenen Wasser verrührt. Der Brei, der dabei entsteht, muss eher etwas flüssig sein und nicht zu sämig.

In der Zeit, während die Kartoffelstücke kochen, müssen der größere Anteil der Kartoffeln (2/3) geschält werden. Die geschälten Kartoffeln dann in eine große feuerfeste Schale geben. In die Mitte auf Alufolie ein Schwefelschnitte anzünden. Sofort einen Deckel darauf tun und mit einem feuchten Küchentuch verschließen. Die Kartoffeln sollten nun circa 5 Minuten im Schwefelrauch liegen. Das dient dazu, dass die Kartoffeln beim Reiben nicht braun werden. Dies ist vor allem in der Anfangsphase beim Erlernen der Kloßherstellung unheimlich nützlich, da man definitiv zu langsam ist. Denn wer kein Schwefel nimmt, der muss schnell arbeiten, damit die rohen Kartoffeln nicht zu lange an der Luft sind.
Die geschwefelten Kartoffeln müssen nun sehr fein in eine große Schüssel gerieben werden. Das dabei heraustretende Wasser soll ebenfalls in der Schüssel bleiben, da es Stärke enthält, die sich später absetzt. Es gibt spezielle Kartoffelreiben zu kaufen. Die sehen wie Muskatreiben in groß aus. Wer einen sehr feinen Einsatz in der Küchenmaschine hat, kann diesen auch benutzen. Die geriebene Masse muss nun ausgepresst werden. Dies wird bei uns mit einer Art Mostpresse gemacht. Dabei wird die geriebene Masse in einen Leinensack umgefüllt (immer darauf achten, das Kartoffelwasser nicht wegzuschütten!), in die Mostpresse getan und mittels einer Metallplatte, die über eine Gewindestange nach unten gedrückt wird, ausgepresst. Die geriebene Masse ist perfekt, wenn sie fast staub trocken ist.
Wer keine Mostpresse hat, der kann die Masse auch in einem Küchentuch und mit viel Kraft ausdrücken.

Das Kartoffelwasser der geriebenen Kartoffeln sollte schon 15-30 Minuten stehen gelassen werden. Dabei setzt sich die enthaltene Kartoffelstärke am Boden der Schüssel ab. Das Kartoffelwasser nun sehr behutsam abgießen, damit die Kartoffelstärke in der Schüssel verbleibt. Die Stärke nun von dem Schüsselboden lösen und mit den geriebenen Kartoffeln vermengen. 2 TL Salz darüber streuen. Den gekochten dünnen Kartoffelbrei nochmals aufkochen. (Er muss blubbern!) Dann die erste Hälfte über die geriebene Masse geben. Alles mit einem großen Holzquirl verkneten. Dann die 2. Hälfte zugeben und weiter vermengen. Dies muss man ungefähr 10 Minuten lang machen, damit sich die Kartoffelsorten mit der Stärke verbinden. Der Kloßteig ist fertig, wenn er am Quirl kleben bleibt.

Reichlich Wasser in einem großen Topf erhitzen und mit 2 TL Salz salzen. Das Wasser nun so einregulieren, dass es nicht mehr kocht, aber gerade so siedet.
Aus dem Kloßteig handgroße Bälle formen. Dabei 2-3 geröstete Brötchenwürfel in die Mitte einarbeiten. Die Klöße in das siedende Wasser geben und 20 Minuten ziehen lassen.
ACHTUNG: Das Wasser darf nicht mehr kochen, sonst zerfallen die Klöße.
Nun die Klöße mit einer Schaumkelle herausnehmen und anrichten

Dauer: circa 2 Stunden
Schwierigkeitsgrad: schwierig

 

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